Mittwoch, 29. April 2009

Rassismus in Wien – insbesondere gegen Muslime – steigt vehement

Seit langer Zeit brachte ich wieder meine Enkelkinder in Wien, im 14.Bezirk in einen Park (Ordeltpark) . Kaum waren wir da, sahen wir gleich am Eingang des Parkes eine Tafel „Türke raus“. Mein Sohn informierte sich bei den Kindern dort, wie lange diese Tafel dort schon hängt; sie meinten „sicher 1 Monat da“. Keiner hat sich bisher darum gekümmert.



Lieber Herr Dr. Häupl, das passiert in Ihrer Stadt, während Sie Tel-Aviv-Feste organisieren.

Mit Mr. Strache ist eine neue Qualität des Ausländerhasses in Wien entstanden. Besonders die türkisch stämmigen Kinder werden tagtäglich beleidigt. Ältere kopftuchtragende Frauen werden auf der offenen Straße ohne Grund angerempelt, kleine Kinder werden gar geschlagen. Die Zeitungen berichten nicht davon. Weil die Zeitungen nicht davon berichten, rührt unser Bürgermeister - Dr. Häupl – selbstverständlich keinen Finger.

Auch mit Türken verheiratete österreichische Frauen schreien laut nach Hilfe: Der Kinderarzt am AKH ließ uns lange Warten, nachdem ich nach dem Grund gefragt habe, hat er sich mit folgenden Sätzen entschuldigt: „tut mir Leid ich dachte, es handle sich bei Ihrem Kind um eine kopftuchtragende türkische Mutter“. Dieser Arzt ist kein ungebildeter Mensch und auch kein Einzelfall. (Sein Name ist uns bekannt.)

Mein jüdischer Kollege meint: Wir haben das Ganze 500 Jahre lang durchgemacht. Verglichen mit dem, was man uns angetan hat, ist das nichts.

Die neuen KZs auch für muslimische Türken existieren schon in den Köpfen, es ist nur eine Frage der Zeit, dass ein geeigneter Moment für deren Errichtung gefunden wird. Der Hass auf fremde Kulturen ist in Europa wahrscheinlich ein genetischer Defekt und wird weiter vererbt. In Punkto „Gastfreundlichkeit sind die Türken den Europäern weit voraus. 600 Jahre lang haben über 70 Nationen friedlich miteinander gelebt. Nationalismus brachte auch dort den Zerfall.

Menschen wie HC-Strache ist ein Beweis dafür, dass die Politik in Österreich versagt hat.

Die regierenden Politiker haben sich viel zu wenig um Menschen und ihre Bedürfnisse gekümmert. Während sie um Machterlangung bzw. -Erhaltung gekämpft haben, haben sie die Bühne Versager wie HC-Strache überlassen. Der Hass, den diese Gesinnung sät, wird spätestens in 5 Jahren die Politik in Österreich beherrschen. Angesichts der Weltwirtschaftskrise wird man schnell den Feind ausfindig machen: die Ausländer, die uns die Jobs stehlen.

Überwiegende Mehrheit der Österreicher weiß es noch immer nicht: der Reichtum in Österreich ist - in sehr großem Maße - ausländischen Arbeitskräften zu verdanken. Behandelt sie gut, wird der Reichtum bleiben. An der Wirtschaftskrise sind sie nicht schuld und leiden viel stärker darunter, da sie auch viel weniger verdienen.

Während sich die Türken nicht richtig artikulieren können und ihrer Wut freien Lauf lassen, läuft auf der anderen Seite umso raffinierte Pläne zu weiteren Provokationen. Vernünftige Menschen könnten Frieden schaffen. Denn der Hass ist nur ein Werkzeug des Satans, wer ihm dient, ihn erwartet die Verderbnis.

Herrn Dr. Michael Häupl -- Bürgermeister der Stadt Wien

Sehr geehrter Herr Bürgermeister!


Mir großem Unverständnis nehme ich zur Kenntnis, dass die Gemeinde Wien, anlässlich der 100 Jahr Feiern nebst einer grandiosen Party in Tel-Aviv, auch für den "Tel-Aviv Strand" am Donaukanal aufkommen wird.. Es soll sogar Sand aus Israel angekarrt werden.

In Zeiten wie diesen, wo an allen Ecken und Enden gespart werden muss, setzt die Gemeinde Wien - es kursieren Beträge von hundert Tausenden Euros - im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand.

Was gibt es da überhaupt zu feiern? Ist Ihnen bekannt, dass Tel-Aviv zum großen Teil auf zerstörten, dem Erdboden gleichgemachten palästinensischen Dörfern gebaut wurde?
Tel-Aviv mag feiern - aber bitte was hat das mit uns zu tun - warum sollen wir Steuerzahler dafür aufkommen?

Wie erklären Sie uns das? Viele Menschen sind darüber empört.

Wer kein Geld für Festlichkeiten hat, muss eben darauf verzichten. Diese Feierlichkeiten sind unpassend und geschmacklos. Tel-Aviv feiert während die palästinensische Bevölkerung von der israelischen Besatzungsmacht schikaniert, gettoisiert, belagert, wirtschaftlich stranguliert, ein palästinensischer Staat verweigert wird, Gaza in Schutt und Asche liegt und die Trauer über die vielen Toten des letzten Gaza-Kriegs noch nicht verebbt ist.

Wie lange müssen die PalästinenserInnen noch für die Verbrechen an den Juden bezahlen. Sie haben absolut nichts mit dem Holocaust zu tun. Wir haben nicht nur Verantwortung für Juden, sondern auch für die PalästinenserInnen. Oder sind sie Menschen zweiter Klasse?

Wenn Sie schon so viel Geld übrig haben, sollte es nicht besser für die Opfer des von Israel veranstalteten Gaza-Kriegs verwendet werden? Israel zerstört regelmäßig die Lebensgrundlagen und Infrastruktur der palästinensischen Bevölkerung, vertreibt nach wie vor Menschen, hält über 10.000 PalästinserInnen, darunter hunderte Jugendliche, fast noch Kinder, gefangen, auch in endloser "Administrationshaft" ohne Anklage, ohne Beweise, baut die Siedlungen und Mauer völkerrechtswidrig weiter, etc. etc.

Wie lange wird das noch geduldet, wie lange wird da noch weggeschaut?

Ich erwarte mir eine Erklärung und verbleibe
mit freundlichen Grüßen,


Waltraud Schauer
Friedensaktivistin